Mobiles Arbeiten in Zeiten von Corona: Ein Fazit

Teddybär auf Tastatur

Seit dem 16. März arbeitet das text2net-Team aufgrund der Corona-Pandemie überwiegend mobil von zu Hause aus. Unsere Kollegin Miriam hat ihre Erfahrungen mit dem mobilen Arbeiten exemplarisch zusammengefasst.

Bei text2net ist mobiles Arbeiten von zu Hause aus schon lange möglich – allerdings war bislang der Bedarf bedeutend kleiner. Auch ich habe diese Möglichkeit bis vor wenigen Wochen nicht in Anspruch genommen. Dann kam Corona und alles hat sich verändert.

Nach inzwischen zwei Monaten ist es an der Zeit, ein (subjektives) Fazit zum Thema Home-Office zu ziehen. Unsere Testumgebung: Mobiles Arbeiten zu Hause, kombiniert mit der Betreuung von einem Kind, das derzeit zu Hause „unterhalten“ werden muss.

Mobiles Arbeiten: Der Plan

Motiviert und gut gelaunt stehe ich um die gleiche Uhrzeit auf, um die ich sonst ins Büro fahren würde. Klar spare ich mir jetzt den Weg, aber da das Kind daheim ist, möchte ich die Zeit nutzen, um schon einmal in Ruhe zu arbeiten.

Ich mache mich also ordentlich fertig und gehe eine kleine Runde mit dem Hund (das macht wach). Dann wird Kaffee gekocht, währenddessen kurz die Spülmaschine ausgeräumt, eine Kleinigkeit gegessen und als das Kind aufwacht, habe ich meinen ersten Arbeitsblock an meinem (selbstverständlich bestens) aufgeräumten Schreibtisch wie geplant konzentriert abgearbeitet.

Meinem sorgfältig ausgearbeiteten Stundenplan folgend nehme ich mir nun etwas Zeit, um das Kind fertig zu machen und zu versorgen. Danach beschäftigt es sich selber, ich arbeite den nächsten Block ungestört ab. Im Internet habe ich gelesen, dass Arbeiten in Blöcken am besten funktioniert, für die man sich bereits seine Aufgaben festgelegt hat. Völlig richtig. Dann ist wieder Zeit fürs Kind, es gibt Mittagessen, mein Partner geht mit dem Hund raus.

Es folgt der letzte Arbeitsblock. Danach gibt es Kaffee und Kuchen und einen langen Spaziergang mit der Familie (mit ausreichend Abstand zu Dritten). Vor dem Abendessen können mein Partner und ich noch gemeinschaftlich den Haushalt schmeißen. Selbst für mein Yoga-Workout finde ich noch Platz. Abends ist alles erledigt, alle sind zufrieden und blicken entspannt dem nächsten Tag entgegen.

Mobiles Arbeiten: Die Praxis

Kurz vor Arbeitsstart rolle ich mich verschlafen aus dem Bett. Da habe ich beim Wecker wohl einmal zu viel auf Schlummern gedrückt. Schnell streife ich eine herumliegende Jogginghose über, mache eine morgendliche Katzenwäsche und ab an den Arbeitsplatz. Nicht, ohne vorher Kaffeewasser aufzusetzen, sonst ist ja mit mir nichts anzufangen. Der Start glückt (sieht man von der Optik ab), ich schaffe es sogar, eine Kleinigkeit am Computer zu essen. Jaja, ist nicht gesund, aber praktisch.

Als die ersten Aufträge abgearbeitet sind, meldet sich der Hund, er muss raus. Brummelnd macht sich mein Partner (der ähnlich spontan in den Tag gestartet ist) auf den Weg. Gerade freue ich mich, noch etwas weiter ungestört arbeiten zu können, da tapert das Kind im Schlafanzug herein. Immerhin, es war ja auch an der Zeit, die Kinderunterbrechung ist fast planmäßig.

Nach dem Anziehen und Essenmachen fürs Kind sieht mein Plan konzentriertes Arbeiten an Aufgabe A vor. Leider kommt eine Kundenanfrage dazwischen. Nun gut, dauert nicht zu lang, dann kann es weitergehen im Plan. Aber das Kind braucht Malsachen. Auch kein Problem, sind ja schnell geholt. Ach, die Spülmaschine, ist nötig, die macht mir später das Leben schwer… Aber nein, gerade ist es schlecht. Ich habe eine Telefonkonferenz mit den Kollegen (dankenswerterweise ohne Videoteilnahme). Eine neue Kundenanfrage kommt auch herein und das Kleine möchte ein Hörspiel hören. Der Paketbote klingelt an der Tür.

Als der Hund im Napf kratzt, weil er auf sein Fressen wartet, merke ich, dass ich auch Hunger habe – und ich hatte mich schon gewundert, warum mein Partner und ich uns so viel anraunzen. Dafür ist es die perfekte Gelegenheit, die Spülmaschine auszuräumen. Das verspätete Mittagessen fällt hastig aus, da ich sonst zu lange in den Abend rein arbeiten muss.

Auch am Nachmittag fallen wir von Aufgabe zu Aufgabe: Wir lösen immer das, was gerade am dringlichsten erscheint oder sich irgendwie dazwischenschieben oder kombinieren lässt.

Das Tagesfazit: Die Arbeit ist zu aller Zufriedenheit erledigt, sie hat sich nur weiter über den Tag gezogen. Das Kind: Ist soweit glücklich. Der Haushalt: Schauen wir lieber nicht zu genau hin, aber das Notwendigste ist erledigt. Zeit für mich oder den Partner: Reden wir nicht darüber. Völlig erschöpft fallen wir abends ins Bett.

Motiviert stelle ich den Wecker auf die gleiche Uhrzeit, um die ich sonst ins Büro fahren würde, um in einen Tag nach idealem „Home-Office-Plan“ (s.o.) zu starten. Aber wenn ich mir ansehe, wie müde wir sind, wird vielleicht auch einfach wieder die Schlummer-Taste überbeansprucht. Und dabei habe ich noch gar nicht einbezogen, dass ich in der Realität nicht ein, sondern zwei kleine Kinder habe…

Das Fazit

Abseits von satirischen Überziehungen ist das mobile Arbeiten wirklich ein interessantes Experiment geworden. Dabei ist es besonders ergiebig, ein Fazit zu ziehen, das auch abseits von Corona gültig ist.

Meine Pros: Corona hin oder her, es ist schön, meine Familie so viel zu sehen. Auch abseits von Covid-19, wenn die Kitas und Schulen wieder geöffnet haben, hat Home-Office einige Vorzüge. Der Wegfall der Fahrt zur Arbeit spart mir am Tag 2 Stunden, derzeit also 10 Stunden in der Woche: Mehr als einen Arbeitstag. Das entschleunigt meinen Alltag immens.

Und immer wieder merke ich, dass ich hochkonzentriert und produktiv von daheim aus arbeiten kann – und trotzdem, ganz nebenher, noch einige Kleinigkeiten schaffe, die sonst nach der Arbeit noch auf mich warten würden (Spülmaschine während des Kaffeekochens ausräumen zum Beispiel).

Natürlich gibt es auch Contras. Einiges fehlt mir: Insbesondere der Kontakt zu meinen KollegInnen. Dieser Kontakt fehlt mir zum einen ganz persönlich. Aber zum anderen ist es auch schwieriger, sich zu organisieren. Denn der „kurze Dienstweg“, also quasi über den Bildschirm hinweg kurz miteinander zu sprechen, fällt weg.

Dazu braucht das mobile Arbeiten einiges an Disziplin: Um sich von der Arbeit nicht ablenken lassen zum einen, das ist jedem klar. Fast gefährlicher, weil man da nicht sofort dran denkt, ist aber: Die Disziplin, seinen Lebenswandel nicht zu sehr schleifen zu lassen. Rechtzeitig Feierabend zu machen, nicht immer vor dem PC zu Essen, regelmäßig die Wohnung zu verlassen und sich genug zu bewegen fallen leicht unter den Tisch.

Als abschließendes Fazit lässt sich also ziehen: Mobiles Arbeiten: Gerne, aber (wenn möglich) in Maßen. Und, sobald es wieder geht, ohne zeitgleich die Kinder rund um die Uhr zu betreuen.